Am 1. August haben drei junge Frauen ihre praxisintegrierte Erzieherinnenausbildung in Kindergärten der AWO AJS gGmbH begonnen. Victoria Pohl absolviert die Ausbildung im Kindergarten „Siebenstein“ in Erfurt, Manuela Kruscha im Altenburger Kindergarten „Lerchenberg“ und Melanie Müller bei den „Sonnenkäfern“ in Mengersgereuth-Hämmern. Herzlich willkommen!
Erstmals eine vergütete Erzieher*innenausbildung
Die praxisintegrierte Erzieher*innen-Ausbildung, kurz PIA, gibt es in Thüringen seit 2019. Den Stein ins Rollen brachte der AWO Landesverband Thüringen e. V. mit einer Fachveranstaltung und einem daraus resultierenden Positionspapier im Oktober 2017. Anschließend wurde von der AWO eine Konzeption zur Etablierung einer praxisintegrierten Ausbildung in Thüringen erarbeitet.
„PIA ist ein wichtiger Schritt, um die Erzieher*innenausbildung attraktiver zu machen, und damit mehr junge Menschen und auch Quereinsteiger*innen für den Beruf zu begeistern“, sagt Sonja Tragboth, Bereichsleiterin für Grundsatzfragen in Kindergärten. Anstatt einer rein schulischen Ausbildung mit Praktika folgt die praxisintegrierte Ausbildung dem in Deutschland bewährten Modell einer dualen Ausbildung an der Schule und im Praxisbetrieb. Die Ausbildung dauert nur drei Jahre, die Azubis erhalten eine Vergütung und haben Urlaubsanspruch. Von Beginn an sind sie an drei Tagen pro Woche in der Schule und an den anderen beiden Tagen in ihrer festen Praxiseinrichtung.
Heute theoretisch gelernt – morgen schon in der Praxis verwendet
2019 ist der erste PIA-Jahrgang gestartet, damals mit 13 Azubis in AJS-Kindergärten. Eine von ihnen ist Annemarie Hub, die nun im zweiten Jahr PIA-Auszubildende im AWO Kindergarten „Am Storchennest“ in Gerstungen ist. Einrichtungsleiterin Isabel Fallenstein ist gleichzeitig ihre Praxisanleiterin bzw. Mentorin, wie es im PIA-Konzept heißt. „Annemarie Hub lernt die Theorie in der Schule und kann dieses Wissen noch in der gleichen Woche in die Praxis umsetzen“, berichtet Isabel Fallenstein vom großen Plus der neuen Ausbildung. „Das bereichert auch unsere Arbeit in der Einrichtung enorm.“
Jedes neue Projekt hat seine Startschwierigkeiten
Doch auch die „Kinderkrankheiten“ des neuen Konzepts sind schnell offenkundig geworden. Für die Praxisbegleitung musste zunächst eine Ausbildung beim ThILLM absolviert werden – und die Kolleginnen mussten sich erst einmal in ihre neue Rolle hineinfinden. Auch mit der Kommunikation haperte es zunächst: „Zu Beginn gab es im Grunde wenig Kommunikation zwischen unserer Fachschule in Schwallungen und Kindergarten“, berichtet Isabel Fallenstein. „Wir als Praxiseinrichtung kannten den Lehrplan nicht und hatten keine Informationen darüber, wann wir von Annemarie Hub welche Kenntnisse erwarten konnten – da wurden Azubi und Kindergarten alleingelassen.“ Isabel Fallenstein hat dieses Feedback sowohl der Fachschule als auch im Mentor*innentraining weitergegeben, sodass das Problem beim neuen PIA-Jahrgang hoffentlich keine große Rolle mehr spielt.
Für die kommenden zwei Jahre ist die Finanzierung des Modellprojektes über Bundes- und Landesmittel gesichert. Die AWO kämpft für eine dauerhafte Verstetigung. „Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die duale Ausbildung im Erzieherinnenbereich für beide Seiten funktioniert und die Vorteile überwiegen“, sagt Sonja Tragboth. „Wir wollen deshalb, dass PIA in Thüringen langfristig die Regel wird.“