„Die aktuelle Situation darf nicht auf dem Rücken der Gesundheitsberufe ausgetragen werden“

AWO fordert mehr Solidarität und Unterstützungsstrukturen

Die AWO-Landesgeschäftsführerin Katja Glybowskaja bedauert, dass die Diskussion um eine Impfpflicht derzeit vor allem auf dem Rücken der Beschäftigten in Sozial- und Gesundheitsberufen ausgetragen wird. „Es ist an uns allen, gemeinsam Verantwortung für unsere Mitmenschen und auch uns selbst zu übernehmen“, so Glybowskaja und appelliert: „Impfen bedeutet Solidarität, vor allem mit den besonders vulnerablen Gruppen und mit denjenigen, die sich nicht oder noch nicht impfen lassen können. Jeder, der kann, sollte sich daher impfen lassen.“

Die verbindliche 1G-Regel, die mit der neuen Thüringer Verordnung für Besucher*innen von Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen umgesetzt wird, begrüßt der AWO Landesverband ausdrücklich. Damit müssen sich auch geimpfte und genesene Gäste vor jedem Besuch testen – tatsächlich werden in zahlreichen Thüringer AWO-Pflegeheimen seit einer Weile bereits wieder alle Besucher*innen getestet. „Konsequent wäre eine ebenso verbindliche gesetzliche Test-Regelung für Beschäftigte in allen stationären sozialen Einrichtungen und in den Kindergärten des Freistaates“, sagt Katja Glybowskaja. Ein engmaschigeres Testregime, auch unabhängig vom Impfstatus, könne die rasante Entwicklung des Infektionsgeschehens eindämmen helfen.

Aktuell sind anbieterübergreifend rund die Hälfte der Pflegeeinrichtungen in Thüringen von Corona-Ausbrüchen betroffen, die Situation ist mit der dritten Pandemie-Welle im Frühjahr vergleichbar. „Damals war es möglich, bei besonders massiven Virusausbrüchen über ein Amtshilfeersuchen Unterstützung von der Bundeswehr zu erhalten“, so Katja Glybowskaja weiter. Die Kamerad*innen haben zum Beispiel im Bereich Hauswirtschaft und Logistik wertvolle Hilfe geleistet. Aktuell besteht die Möglichkeit nach Amtshilfe regulär nicht. Der AWO-Landesverband appelliert dringend, diese Unterstützung wieder zu reaktivieren. Begutachtende Dienste wie den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) bittet die AWO zudem um Augenmaß. „Die regelmäßigen Qualitätsprüfungen sind sehr wichtig“, betont Glybowskaja, „in der aktuellen Situation aber nicht immer verhältnismäßig.“ Viele Einrichtungen haben durch Corona mit erschwerten Arbeitsbedingungen und Personalausfällen, etwa durch Quarantänen, zu kämpfen. Wenn dann auch noch, wie in einem Einzelfall geschehen, eine wegen einer großen Booster-Impfaktion verschobene Überprüfung durch den MDK als Verweigerung gewertet und gemeldet werde, sei das in der Hochphase der vierten Coronawelle ein schwieriges Signal.

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„Die aktuelle Situation darf nicht auf dem Rücken der Gesundheitsberufe ausgetragen werden“